Der kommunale Energiedienstleister Westfalen Weser plant gemeinsam mit der Stadtwerke Lichtenau GmbH den Bau eines 10 MW Elektrolyseurs zur Produktion von grünem Wasserstoff in der Energiestadt Lichtenau. Die Investitionen belaufen sich auf 25,3 Millionen Euro, das Land NRW fördert das Projekt mit rund 11,2 Millionen Euro.
Am 7. Februar 2024 übergab NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur den Förderbescheid für das Projekt, das landläufig als „Schlafender Riese“ betitelt wird: „Der Ausbau der Erneuerbaren Energien in NRW kommt kräftig voran. Parallel dazu verfolgen wir ambitionierte Pläne beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. Das geförderte Projekt demonstriert, wie Erneuerbare Energien und Wasserstoff zielführend verknüpft werden können. Hier zeigt sich, wie die Umstellung auf ein nachhaltiges und robustes Energiesystem gelingt“. Überschüssige Windenergie will Westfalen Weser zukünftig für die Erzeugung von grünem Wasserstoff nutzen, um Industrie und Wasserstofftankstellen zu versorgen. Außerdem soll die netzdienliche Speicherung erprobt werden, um eine Abregelung der lokalen Windkraftanlagen sukzessive zu verringern. Jürgen Noch, Geschäftsführer bei Westfalen Weser, bringt das langfristige strategische Ziel auf den Punkt: „100 Prozent der in der Region erzeugten erneuerbaren Energien sollen auch hier genutzt werden.“
Windenergie-Überschuss, lokale Industrie und vorhandene Infrastruktur als Standortvorteile
„Als Energiestadt mit einem bereits stark ausgebauten Windkraftsektor und reichlich überschüssigen Strommengen, ist Lichtenau prädestiniert für das Projekt „Schlafender Riese“ und die Erzeugung grünen Wasserstoffs. Wir erweitern damit nicht nur unser Portfolio als Energiestadt, sondern steigern gleichzeitig auch unsere Attraktivität als richtungsweisender Wirtschaftsstandort.“, erläutert Ute Dülfer, Bürgermeisterin der Energiestadt Lichtenau.
Als Standort für das Projekt zeichnen Lichtenau tatsächlich neben einer guten Wasserverfügbarkeit gleich drei weitere Faktoren aus: Erstens lässt sich der Überschuss aus nahegelegenen Windkraftanlagen für den Produktionsprozess nutzen. Zweitens ist die lokale Stahl- und Zementindustrie ein bestens geeigneter Abnehmer für den Wasserstoff, da sie Prozesswärme auf einem hohen Temperaturniveau benötigt. Der Wechsel zu Wasserstoff leistet einen Beitrag zur Dekarbonisierung dieser Industriezweige. Drittens befindet sich vor Ort eine Erdgashochdruckleitung mit einer Länge von rund sechs Kilometern und einem Meter Durchmesser. Die Gasleitung ermöglicht aufgrund der großen Abmessungen und dem hohen Betriebsdruck neben dem Transport eine saisonale Speicherung. „Wir freuen uns sehr, dass das Land NRW durch die Förderung das Projekt ermöglicht,“ so Jürgen Noch.
Wasserstoff-Technologie als wichtiger Baustein für die Energiewende
Für Geschäftsführer Georg Wigge von der Stadtwerke Lichtenau GmbH ist klar: „Grüner Wasserstoff wird zukünftig ein Schlüsselfaktor für die Energiewende und einer funktionierenden Sektorenkopplung sein. Daher freuen wir uns, dass wir mit unserem Partner, der Westfalen Weser Energie Gruppe die Förderzusage erhalten und einen weiteren Meilenstein für die Energiestadt Lichtenau setzen können.“
Auch Westfalen Weser sieht großes Potenzial in der Wasserstoffwirtschaft. „Wir verstehen uns als Gestalter der Energie- und Wärmewende“, so Jürgen Noch. Er ergänzt: „Deshalb gehen wir auch voran, wenn es darum geht, eine nachhaltige Wasserstoffproduktion und -nutzung für OWL zu ermöglichen. Wir investieren damit in eine Zukunftstechnologie zur Kopplung von Sektoren wie Strom mit Wärme und Verkehr.“ Im Jahr 2023 stammten im Netzgebiet bereits knapp 70 Prozent des verbrauchten Stroms aus regenerativen Ressourcen, bundesweit waren es im Schnitt nur 57 Prozent. In den kommenden zehn Jahren will Westfalen Weser rund 1,3 Milliarden Euro in den Netzausbau und die Digitalisierung der Netze investieren, um die Energiewende voranzutreiben.